Marvel Superheldenfilme und warum ich sie nicht ausstehen kann

Lassen sie mich vorweg klarstellen: ich kenne keine einzige der Comicvorlagen zu den aktuell im Kino laufenden Superheldenfilmen (und geben wir zu: die Hasskommentatoren, die sich über falsche Comicadaptionen im Internet beschweren, kennen sie meistens auch nicht) und ich möchte auch nicht auf sie eingehen. Doch lassen sie mich auch klarstellen: nur weil die Filme auf Comicvorlagen basieren, heisst das nicht, dass sie keine eigene Leistung erbringen müssen (gerade weil der Grossteil des Zielpublikums nicht mit dem originalen Material vertraut ist). Lassen sie mich noch ein letztes Mal etwas klarstellen: Ich habe nicht alle Marvel Filme gesehen und ich habe es auch nicht vor.
Meine Abneigung gegenüber den Superheldenfilmen fängt schon bei ihrer reinen Natur an. Es sind eben Superhelden, die die Welt am Schluss vor dem Bösewicht retten. Natürlich mag man dagegen argumentieren, dass die meisten Superhelden sowie ihre bösen Counterparts jeweils auch eine andere Seite und komplexe Charaktereigenschaften haben. Doch sind sie wirklich so komplex, wie manche 80er Jahre Comic Nostalgiker behaupten? Superhelden tendieren erstaunlich oft zu toten oder unfürsorglichen Eltern und die Antagonisten haben einen knacks, da sie in ihrer Kindheit traumatisierende Erfahrungen gemacht haben. Natürlich ist das eine grobschlächtige Einstufung, die nicht allen Filmen gerecht wird doch es lässt durchscheinen auf was ich hinaus möchte.
In der Batman-Trilogie sind zwar genau diese Elemente vorhanden, doch sie werden überschattet von Heath Ledgers umwerfenden Schauspielkünsten und einer wahrhaft meisterhaften Regie von Christopher Nolan und machen somit die Trilogie (und besonders The Dark Knight) zu etwas besonderem. Sie sehen schon; trotz der zum Lachen unlogischen Physik und dem albernen Kostüm ist die Batman-Trilogie eine Filmreihe, die ich sehr gerne angesehen habe, und die ich aufgrund von vielen verschiedenen Gründen sehr mag.
Doch wieso meine tiefe Abneigung (es gibt natürlich Ausnahmen) gegenüber den Marvel Filmen?
Meiner Meinung nach sind sie zu faul. Vor allem die neueren Ausgaben verlassen sich zu sehr darauf, dass der (vorwiegend amerikanische) Zuschauer sich sowieso mit Begierde auf den Film stürzen wird und gehen somit weder Risiken ein, noch versuchen sie, etwas neues in der heutigen Filmwelt zu erschaffen. Action war schon immer ein Publikumsmagnet, doch das heisst nicht, dass man somit nicht versuchen kann, eine neuartige Geschichte zu erzählen.
Natürlich ist mir bewusst, dass sich die Autoren von Thor, Spiderman und co. an die Comicvorlagen halten müssen, doch ich denke ein wenig mehr kreativer Freiraum hätte nicht geschadet.
Zu diesem Argument hinzu kommt, dass ich die meisten Marvel Superhelden einfach nicht mag. Ein langhaariger Blondschopf mit Hammer aus dem Weltall, ein Amerikaner, ein grüner wütender Muskelberg (dessen T-Shirt bei Belastung reisst, im Gegensatz zu seiner Hose), ein Pfeilbogenschütze, die schöne Frau (zum Glück gibt es in einer Gruppe von übermenschlich starken Superhelden auch eine Frau mit einer Pistole!), und ein Millionär mit Metall rund herum. Ich verstehe einfach nicht, was daran faszinierend sein kann. Diese Charaktere haben nichts gemeinsam. Es gibt fast keine Konfliktbasis abgesehen von „sie mögen sich halt nicht so“ und Loki als Hauptgegner funktioniert nur dank Tom Hiddleston. Der interessanteste Konflikt ist der zwischen Bruce Banner und Tony stark, der in interessanten Wortgefechten ausgetragen wird. Doch selbst der Konflikt um Hulk und seine Wutprobleme wurde im ersten Avengers Film nicht genutzt. Hulks Wut hätte beispielsweise ausser Kontrolle geraten können und der Rest der Avengers hätte ihn davon abhalten müssen, seine eigenen Leute zu verletzen, doch sattdessen ist er gemütlich wütend auf die Feinde und macht sie zu Rührei. Abgesehen von der fast nicht vorhandenen Konfliktbasis sind die Stärken der Helden von solch unterschiedlicher Kraft und Natur, dass ich es nicht wirklich glaubhaft finde.
Über Captain America möchte ich nichts weiter sagen, als dass es mich manchmal zur Weissglut treibt, dass es Menschen gibt, die denken, Amerikaner zu sein ist genug, um einen guten Helden zu generieren (natürlich überspitzt ausgedrückt, denn er hat ja noch einen Schild und seinen Patriotismus, was ihn natürlich zu einem sehr tiefgängigen Charakter macht…).
Ein weiterer Grund für meine Abneigung könnte auch die Übersättigung des Marktes durch die schier unendliche Flut an Filmen, die Marvel jedes Jahr ins Kino bringt, sein. Ein Superheldenfilm für zwischendurch mag ja nicht schlecht sein, doch wenn schon wieder drei neue Filme in den Startlöchern stehen, bevor ich überhaupt die anderen gesehen habe, so verliere ich relativ schnell die Motivation, sie mir alle anzusehen, denn man verpasst ja dann doch nichts wichtiges.
Abschliessend möchte ich nicht ungesagt lassen, dass meine Abneigung gegenüber Superheldenfilmen nicht nur auf objektiven Gründen beruht, und dass dies nicht heisst, dass Andere sie nicht gerne haben dürfen, denn sie sind qualitativ gesehen sicherlich nicht in der untersten Schublade. Während manch einer sich nun auf die Fortsetzung von The Avengers freut, so rege ich mich inzwischen schon über die nächste Sache auf (aktuell: die mangelnde Anerkennung von „Birdman or (the unexpected virtue of ignorance)“ in den schweizer Medien) und ertränke mein konstantes Verlangen nach Dingen, über die ich mich beschweren kann, in Koffein und Zigaretten.